"Profunder Miles Davis-Kenner"

Andreas Hertel widmet Abend im Birdland-Keller der  Jazzlegende...

Hertel ist nicht nur ein hervorragender Musiker, sondern auch ein profunder Kenner der Jazzgeschichte... Zu seinem eingespielten Trio hatte Hertel noch mit Axel  Schlosser (Trompete, Flügelhorn) und Tony Lakatos zwei Hochkaräter eingeladen... Da liefen dann alle Protagonisten des Konzertabends zur Höchstform auf, wobei neben den Bläsern Andreas Hertel am Flügel und vor allem die Bassistin Liny Huppertsberg die Glanzlichter setzten."

Henner Klusch, Badische Neueste Nachrichten 20.06.2016

 

“It must swing” – eine Reise zu den großen Meistern des Jazz-Saxophons

Die Mauritius-Mediathek in Wiesbaden. Eigentlich beherbergt sie die neue Stadtbibliothek der hessischen Landeshauptstadt. Am Abend des 24. Oktober ist sie jedoch Schauplatz für ein gelungenes Jazzkonzert, organisiert von Vollblutjazzer Andreas Hertel am Flügel und Saxophonist Thomas Bachmann am Saxophon. Mit dabei: Rudolf Stenzinger am Kontrabass und Jens Biehl am
Schlagzeug. Das Motto: “Meilensteine des Jazz-Saxophons”. Und das war nicht zuviel versprochen! Denn vom ersten Song an, dem swingenden Jazz-Standard “Sweet Georgia Brown”, geht es auf der Bühne voll zur Sache. Bachmann wechselt sich von Sopran- zu Tenor- zu Altsaxophon, überzeugt mit messerscharfen Melodien genauso wie mit nur leicht angedeuteten Subtones.


Zwischen den Songs ist Zeit für eine kurze Plauderei zwischen Hertel und Bachmann, die über Stilrichtungen, Improvisationstechniken und Spielweisen des Jazz-Saxophons philosophieren – und ganz nebenbei noch all die
Musik-Genies abhandeln, die den goldenen Blechbläsern zu einer festen Größe des Jazz gemacht haben.


Von Coleman Hawkins geht die kurzweilige Reise zu Wayne Shorter, von Cannonball Adderley zu Dexter Gordon. Es gibt kaum einen der Alten Meister, denen die vier Musiker auf der Bühne an diesem Abend nicht mit einem seiner großen Hits huldigen. Zu Songs wie “Body And Soul” oder “Sack O’ Woe”
gesellen sich neben zahlreichen Bebop-Songs auch Meilensteine wie “Take Five”, das nicht – wie viele denken – von Pianist Dave Brubeck, sondern von seinem Saxophonisten Paul Desmond komponiert wurde. Mit großer Spielfreude, reichlich Raum für Improvisationen aller Beteiligten und einem guten Händchen für die Auswahl der Songs reißen die Musiker die gut 150 Zuhörer schnell in ihren Bann. Den Abschluss bilden der Bossa Nova
“Recordame” aus der Feder von Joe Henderson und das legendär-swingende “St. Thomas” von Sonny Rollins, einer der wenigen genreprägenden Jazzsaxophonisten, die noch leben.


Fazit: Ein mehr als gelungener Abend, wie er in der hessischen Landeshauptstadt viel zu selten ist. Noch. Denn Andreas Hertel hat große Ambitionen, die Reihe fortzuführen: “Ich habe schon heute Ideen für mindestens zwei Jahre volles Programm im Kopf”, sagt der sympathische Wiesbadener am Rande der Veranstaltung. Man kann es ihm und seinen talentierten Mitstreitern nur wünschen. Das Publikum des Abends hat er
definitiv auf seiner Seite!

 

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